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Metaphorisches Denken und Sprechen, so stellten wir fest, sind ambivalent und paradox. Auch wissenschaftliches Denken, das dem Kriterium der "Wahrheit" verpflichtet ist, beruht zu einem wesentlichen Teil auf Metaphern. Es gibt allerdings Grenzen metaphorischen Sprachgebrauchs: der Gebrauch von Metaphern sollte kontrolliert werden ("Metaphern-Kontrolle"). Dabei helfen können an Empirie und Logik geschulter Verstand und kritisch reflektierende Vernunft. Und natürlich der intersubjektive Austausch über Sinn und Unsinn spezieller Metaphern im jeweiligen Anwendungs-Kontext. Begründung: Eine Metapher kann hilfreich und heilend wirken. Sie kann kreative Suchprozesse in Gang bringen und zu konstruktiven Fragestellungen führen. Die gleiche Metapher in einem anderen Kontext eingesetzt kann verwirren, verdummen und (im negativen Sinne) manipulieren.
Um beim NLP Meta-Modell der Sprache zu bleiben: was gestern (1975) noch für Bandler und Grinder ein gültiges Modell der Beschreibung von Transformationsprozessen der Sprache zu sein schien (vereinfacht: Tilgen, Verzerren, Verallgemeinern), kann heute (2009) evtl. gerade noch als Metapher durchgehen - ohne grossen Beschreibungs- und Erklärungswert. Es sei denn, man / frau gehört zur Gemeinde gläubiger, nicht kritischer NLP Anwender.
Metaphorisches Denken - bei all' seiner Kreativität - kann Verwirrung hervorrufen. Verwirrung und Konfusion sind ein wesentliches Element der Manipulation im Kontext kurztherapeutischer Prozesse (siehe Watzlawick, siehe Erickson). Problematisch wird es, wenn diese Mechanismen das Gehirn eines NLP Autors erfassen - oder eines NLP Ausbildungsteilnehmers. Oder eines NLP Buch- Lesers, der dem Wortsinn eines Textes vertraut.
Schauen wir uns O'Connor unter diesem Aspekt genauer an.
Auf S. 165 des Workbooks (2005) schreibt er:
"Tiefenstruktur bezeichnet, was wir über eine Erfahrung wissen, sie ist unbewusst."
15 Jahre vorher stellt er entsprechend fest (O'Connor, Seymour, Introducing...., S.99)
"The deep structure is not conscious."
In der deutschen Übersetzung dieses Buches (O'Connor, Seymour, Neurolinguistisches Programmieren..., VAK Verlag Freiburg, S. 148) heisst es:
"Die Tiefenstruktur ist nicht bewusst. Sprache existiert auf einer sehr tiefen Ebene in unserer Neurologie. Wir verkürzen diese Tiefenstruktur, um klar und deutlich sprechen zu können, und was wir tatsächlich sagen, nennt man Oberflächenstruktur."
Es ist bemerkenswert, wie ein (vom Bücherumsatz her) vielschreibender NLP Autor 15 Jahre (unwidersprochen?) eine solche These verbreiten kann.
Für metaphorisches Denken mag all dies kein Problem sein - wie schreibt O'Connor im Workbook auf S. 160?
"Mit Sprache können wir über Dinge reden, die wir niemals erlebt haben, unabhängig davon, ob sie existieren oder nicht; dazu ein Beispiel: Ich kann von einem hüpfenden grünen Elefanten sprechen und Sie können sich eine solche Kreatur vorstellen, obwohl Sie nie eine sehen werden ( - es sei denn, ein echter Elefant würde in grüne Farbe getaucht und auf ein speziell dafür ausgelegtes Trampolin gestellt)."
Vielleicht existieren Teile des NLP Meta-Modells der Sprache nur als hüpfender grüner Elefant im Kopf des Autors und NLP Trainers O'Connor?
Gilt für die Tiefenstruktur tatsächlich, dass sie "nicht bewusst" bzw. "not conscious" ist?
Zunächst noch ein mittlerweile antiquierter "CORE NLP" - Versuch, NLP Meta-Modell und NLP Milton-Modell der Sprache von Grinder und Bandler zu würdigen. Er stammt aus dem vergangenen Jahrtausend (NLP Practitioner Handbuch CORE, 1999). Und er ist aus heutiger NLP CORE Perspektive überholt - gleichwohl präziser als O'Connor.