Watzlawick, Weakland, Fish, Lösungen, S. 13f
, 1973
Auf Grund unserer bisherigen Erfahrungen haben
wir keinen Zweifel, dass von bestimmten Seiten Kritik an der
"unaufrichtigen", "manipulativen" Natur unseres Vorgehens
geübt werden wird. Doch "Aufrichtigkeit" ist neuerdings zu
einem Schlagwort geworden, zu einer Scheinheiligkeit sui generis,
die zudem in etwas nebelhafter Weise unterstellt, dass es so etwas
wie eine "richtige" Anschauungsweise gibt - womit meist
natürlich die eigene Sicht gemeint ist. Weiter wird
damit impliziert, das "Manipulationen" nicht nur schlecht, sondern
auch vermeidbar sind.Die Vertreter dieser Auffassung haben leider
noch nicht erklärt, wie das zu bewerkstelligen wäre. Man
kann sich schwer vorstellen, wie irgendein Verhalten in
Gegenwart eines anderen ohne Wirkung auf das Wesen der Beziehung
zwischen diesen beiden Menschen bleiben könnte und wie es sich
daher vermeiden liesse, den anderen zu beeinflussen. Der
Analytiker, der schweigend hinter dem auf der Couch liegenden
Patienten sitzt, der "nicht-direktive" Therapeut, der "lediglich"
die Verbalisierung seines Klienten wiederholt, übt ein
phantastisches Mass von Beeinflussung aus, und zwar besonders
deswegen, weil dieses Verhalten offiziell als beeinflussungsfrei
hingestellt wird. Die Frage ist daher nicht, wie Beeinflussung und
Manipulation vermieden, sondern wie sie ihrem Wesen nach verstanden
und im besten Interesse des Patienten angewendet werden
könnte....